„Unverstehbares verstehen“
Besuch der Gedenkstätte KZ Sachsenhausen
Unser Besuch in der Gedenkstätte des KZ Sachsenhausen war herausfordernd und bleibt uns durch die vielen Eindrücke vor Ort und auch Einblicke in den Alltag der Häftlinge aus den Erzählungen im Rahmen der Führung in Erinnerung.
Schon vor der Fahrt haben wir unser Wissen zum Thema Nationalsozialismus noch einmal vertieft. Hier war insbesondere die Auseinandersetzung mit der NS-Ideologie (Sozialdarwinismus, Rassenlehre, Lebensraum,…) wichtig, um die Formen der Ausgrenzung und das Vorgehen der Nationalsozialisten bei der Vernichtung der verschiedenen Gruppen zu verstehen. Nach der Wannseekonferenz 1942 begann die systematische Vernichtung der Juden – der Holocaust. Aber die jüdische Bevölkerung war nicht die einzige Gruppe. Wie wir auch im KZ-Sachsenhausen an Beispielen erfuhren, waren neben Juden auch politische Häftlinge, Homosexuelle, Sinti und Roma und russische Kriegsgefangene in Sachsenhausen eingesperrt. Insgesamt ca.200.000 Häftlinge. Davon starben mehrere Zehntausende an den Unterernährung, Entkräftung durch Zwangsarbeit oder wurden zu Tode gequält oder erschossen.
Um vor Ort die vielen Eindrücke zu verstehen, hatten wir uns mit verschiedenen Schwerpunktthemen schon vor der Fahrt im Geschichtsunterricht auseinandergesetzt und über eine Präsentation besprochen. Wie ist der Tagesablauf im KZ? Wie ist es aufgebaut? Wie sind die Häftlinge gekennzeichnet? Was ist mit Zwangsarbeit gemeint? Viele Fragen ergaben sich auch bei der Erarbeitung.
Diese Informationen konnten wir vor Ort noch besser verstehen. Besonders beeindruckend waren die Informationen zum Appellplatz. Die Häftlinge mussten mehrfach am Tag bei Wind und Wetter zum Appell antreten – teilweise zur Strafe auch stundenlang.
In der Kommandantur konnten wir auch die Täter und ihre Biografien genauer kennenlernen. Viele SS-Leute wurden in Sachsenhausen ausgebildet und dann – auch wegen besonderer Grausamkeit – in andere KZ oder Vernichtungslager „befördert“, wie z.B. Karl Otto Koch.
In Erinnerung wird uns die Schuhteststrecke bleiben. Hier mussten Häftlinge Schuhe von deutschen Unternehmen testen und mit den zu kleinen oder zu großen Schuhen bis zu 40 km am Tag ohne Pause im Kreis laufen. Da die Häftlinge wegen Unterernährung zu wenig wogen, um die Schuhe abzunutzen, mussten sie noch zusätzlich Gewicht tragen. Die Einteilung für die Schuhteststrecke bedeutete für viele entkräftete Häftlinge den Tod.
In der heutigen Zeit, in der Ausgrenzungen und Diskriminierungen sowie Rassismus wieder neues Gewicht bekommen, ist es besonders wichtig zu sehen, wohin das führen kann. Auch wenn wir in einer anderen Zeit leben und keine Schuld für das Geschehen damals empfinden, so tragen wir doch Verantwortung für ein respektvolles Zusammenleben heute.